TRADITIONELLES HANDWERK TRIFFT MODERNE KUNST

Wenn hochwertiges Handwerk eine Verbindung mit Kunst eingeht, entsteht etwas ganz Besonderes. Dieses Zusammenspiel aus Tradition, künstlerischem Geist und innovativer Schöpfung zeichnet die Gmundner Keramik aus. Bereits 1492, als Christoph Kolumbus gerade Amerika entdeckte, wurde die Manufaktur am Traunsee urkundlich erwähnt. Heute zählt sie zu den größten Keramikmarken Mitteleuropas und ist weltweit für ihre exklusiven Unikate begehrt. Aber auch die Liebe zur Kunst ist fest in der DNA des Unternehmens verankert. Der Grundstein dafür wurde mit der „Künstlerischen Werkstätte Franz und Emilie Schleiss“ im Jahre 1909 gelegt. Diese Leidenschaft prägt das Unternehmen bis heute und mündete im Zusammenschluss mit den Wiener Werkstätten. So wurde die „Wiener Keramik“ weltberühmt und macht bis heute das besondere Flair des Unternehmens aus.

ACADEMY OF CERAMICS GMUNDEN (AOCG)

Kunst gehörte schon immer zum Selbstverständnis der Manufaktur im traditionsreichen Salzkammergut in Oberösterreich. Die historische Bedeutung der Marke ist durch umfangreiche Sammlungen im MAK Wien und im Oberösterreichischen Landesmuseum sowie durch internationale Kunstauktionen dokumentiert. Und spielt auch heute eine wichtige Rolle. So hat Gmundner Keramik zusammen mit der OÖ Landes-Kultur GmbH im Jahr 2022 eine Plattform für Künstler und Künstlerinnen ins Leben gerufen: die Academy of Ceramics Gmunden (AoCG). Im Fokus stehen der Austausch der ältesten und bekanntesten Keramikmanufaktur Europas mit zeitgenössischen Kunstschaffenden von internationalem Rang wie zum Beispiel dem Künstler Ai Weiwei.

Ai Weiwei

VON GMUNDEN NACH NEW YORK

Der Künstler wird in seiner Heimat China verfolgt und gilt in Kunstkreisen als Weltstar. 2024 präsentierte er von Gmundner gefertigte Keramikobjekte in der europäischen Kulturhauptstadt Bad Ischl und sorgte für ein großes Medienecho, das international viral ging. So wird sein jüngstes Werk „Combat Vases“ im Rahmen einer Retrospektive seiner Schaffenskraft aktuell in New York ausgestellt. Das vielschichtig interpretierbare Kunstwerk besteht aus 175 präzise angeordneten, aus Keramik gefertigten Helmen der deutschen Wehrmacht, für das Weiwei eng mit Gmundner Keramik zusammengearbeitet hat.

ELMAR TRENKWALDER – MIT TON GRENZEN ÜBERWINDEN

Ein weiteres Highlight zeigt derzeit die Academy of Ceramics in der Gmundner Manufaktur mit Keramikwerken von Elmar Trenkwalder. Seit mehr als drei Jahrzehnten fasziniert der österreichische Zeichner, Maler und Bildhauer mit seiner vielschichtigen Kunst. Die Ausstellung gibt einen Überblick über sein Werk bis hin zu neuen, eigens für die Ausstellung produzierten Arbeiten. Dabei erinnern seine monumentalen Keramikskulpturen an die prunkvolle Architektur des Barock und Rokoko, oft mit asiatischen Einflüssen. Mitte der 1980er-Jahre wand sich Trenkwalder der Keramik zu und entwickelte opulente, raumgreifende Skulpturen, die sämtliche Grenzen des Materials ausloten. „Ich mache alles selbst, vom Modellieren über das Glasieren bis zum Einsetzen in den Ofen“, erklärt Elmar Trenkwalder. „Mein Weg der Arbeit führt immer vom Abstrakten ins Gegenständliche und Lebendige. So entsteht bereits im Schaffungsprozess eine Transformation.“ Seine Arbeit hat mit dem künstlerischen Material des Tons Freiheiten und Dimensionen erreicht, bei denen es ihm immer wieder gelingt, die statischen Eigenschaften des ungebrannten Materials auf die Probe zu stellen. Trenkwalder studierte bei Max Weiler und Arnulf Rainer an der Akademie der bildenden Künste in Wien und erlangte früh internationale Anerkennung, unter anderem bei der Biennale Venedig 1990 sowie in Ausstellungen in Wien, Zürich, Lyon und im Louvre in Paris.

Plattform für Kühnster:innen

ARTIST-IN-RESIDENCE-PROGRAMM

Aber nicht nur renommierte Künstler dürfen in der AoCG ihre Projekte umsetzen. Auch junge Künstler sind herzlich eingeladen, ihre Fertigkeiten in der Keramikkunst weiterzuentwickeln. Denn in diesem lebendigen Format geht es um die gegenseitige Inspiration zwischen Keramikmanufaktur und zeitgenössischen internationalen Künstlern. Zudem fördern Ausstellungen und Veranstaltungen den kreativen Dialog, im Zuge dessen eindrucksvolle Werke entstehen. So lädt die Academy of Ceramics im Rahmen des erfolgreich etablierten Artist-in-Residence-Programms Kunstschaffende aus allen Nationen ein, durch die sich neue Netzwerke in der Keramikbranche bilden. Damit setzt die AoCG wirtschaftliche Impulse und leistet einen wichtigen Beitrag für die Region und das Interesse an der Keramikkunst. Bis weit über die Grenzen Österreichs hinaus: Im Rahmen einer AoCG-Ausstellung präsentierte Gmundner zum Beispiel die Entstehung der SAN Edition aus dem Kunst- und Hilfsprojekt in Namibia.

 

„Als größte Keramikmanufaktur Europas tragen wir eine Verantwortung für die Keramik-Kunst“, erklärt Markus Friesacher, Inhaber der Manufaktur Gmundner Keramik. „Deshalb öffnen wir unsere Tore und Brennöfen für die Artists in Residence und stellen ihnen die gesamte Infrastruktur sowie unser umfassendes Know-how für ihre Arbeiten zur Verfügung. Auf diese Weise führen wir die lange Firmentradition, in der wir Design, Kunst und Gebrauchskeramik vereinen, für kommende Generationen fort.“ Die Werke werden anschließend in wechselnden Ausstellungen der Öffentlichkeit vorgestellt und im Rahmen der Academy Talks von den Künstlern selbst kommentiert.

 

Die historisch verwurzelte Liebe zu Handwerk, zeitgenössischer Kunst und Kultur prägt auch die exzellenten handgearbeiteten Keramikprodukte aus dem Hause Gmundner. Denn im Salzkammergut ist die Keramikverarbeitung zu Hause. „Wir planen, wieder verstärkt mit zeitgenössischen Künstlern zusammenzuarbeiten, um einzigartige Kollektionen zu schaffen, die das Erbe der Manufaktur widerspiegeln und gleichzeitig moderne Akzente setzen“, erklärt Markus Friesacher. „Derzeit sind wir mit mehreren renommierten Künstlern und Designern im Gespräch. Gemeinsam entwickeln wir limitierte Editionen, die sowohl Sammler als auch Kunstliebhaber ansprechen.“

Bilder: © Cr.HaydenPhipps&SGuild, Portrait © RichardKeppel-Smith&SGuild